BAHNHOFSAREAL + BAHNHOFSTRAßE
GAUTING
STÄDTEBAULICHER NICHT OFFENER WETTBEWERB, 2016
TEAM: CARMEN DUPLANTIER (ArchiteKtin) + DEBARRE DUPLANTIERS ASSOCIES (Anouk Debarre Landschaft-Architektin und Martin Duplantier Architekt)
FLÄCHE : 6 HA






Die Herausforderung bei der Strukturierung des Ortszentrums von Gauting besteht darin, die gesamte Hauptstraße in einen Ort zu verwandeln, der nicht Transitraum, sondern auch Aufenthaltsraum ist. Das ausgedehnte Areal zwischen Bahnhof und dem Flüsschen Würm macht zahlreiche Veränderungen erforderlich, um seiner Doppelrolle als Transitraum sowie als Aufenthalts- und Verkaufsfläche gerecht zu werden. So gilt es, einige neue Weichen zu stellen, die dank ihrer einfachen Umsetzbarkeit und geringen Kostenintensität zu der gewünschten Veränderung im urbanen Raum führen werden:
- Akzentuierung der urbanen Intensität durch die Umsetzung verschiedener programmatischer Aspekte zur Durchmischung von Kultur, Handel und Wohnraum. Zum Fortbestand des Handels zwischen dem Bahnhofsvorplatz und der Bahnhofstraße sowie zu den Auswirkungen der zu ergreifenden Maßnahmen auf den Handel wird ein detailliertes Programm erarbeitet (zusätzliche Maßnahmen sind in Betracht zu ziehen).
- Stärkung der Identität der städtischen Strukturen: Der Ortscharakter von Gauting wird durch seine Struktur aus großzügigen Einfamilienhäusern an einem bewaldeten Hang geprägt, durch das Ineinandergreifen von Natur und Stadt, durch eine eher nicht-urbane, wenig geradlinige Ausrichtung sowie durch seine quer verlaufende Wegestruktur. Wir haben einen bereits vorhanden Abschnitt der Hauptstraße definiert, den wir als "Stammzelle" bezeichnen und dessen vorhandene Strukturen es uns ermöglichen, die Straße neu zu gestalten und anzupassen.
- Organisation und Strukturierung der Verkehrsströme zwischen Bahnhof und dem Fluss Würm: Die enorm hohe Konzentration des Autoverkehrs auf diesem sehr begrenzten Raum macht eine optimale Organisation erforderlich. So müssen in erster Linie die verschiedenen Zeitaspekte und Spitzenverkehrszeiten (Berufsverkehr morgens und abends gegenüber ruhigeren Mittags- und Wochenendzeiten) berücksichtigt werden, ebenso aber auch die Herkunft des Verkehrsaufkommens (aus dem Viertel, dem Ort, der Region). Hierbei sehen wir die unbedingte Notwendigkeit, den zu überplanenden Raum in Verbindung mit seiner weiteren Umgebung zu betrachten (Grünräume entlang der Würm, sanfte Übergänge, Querverbindungen, Verlegung des Park & Ride-Platzes auf beiden Seiten des Bahnhofs, weiter gefasste Verkehrsführung), um Platz zu schaffen für einen qualitativ hochwertigen Lebensraum im Zentrum von Gauting.


- Deutliche Veränderung der Parksituation: Die Straße und die Flächen zwischen den Gebäuden werden durch parkende Fahrzeuge blockiert, wobei eine Bündelung der Ausfahrten bisher fehlt. Daher ist eine Verlegung der Parksituation unter die Erde sowie eine Bündelung der Ausfahrten zur Straße hin vorgesehen, um so die Beeinträchtigung des öffentlichen Raums weitestmöglich zu reduzieren und diesen Raum aufzuwerten.
- Proportionierung des Straßenraums: Zwar stärken einige Elemente, wie das Vorhandensein des Wassers und der Fahrradweg, den Eindruck der Kontinuität der Straße; andererseits ist jedoch eine Proportionierung vorgesehen, um die Geradlinigkeit zu unterbrechen. Die Topographie dient dabei als natürliches Element, um eine Differenzierung zu schaffen und eine Proportionierung in bestimmte Abschnitte vorzunehmen.
/ Oberer Abschnitt „an der Quelle“: der Bahnhofsvorplatz ist die Eingangspforte zum Ort und dient als Orientierungspunkt; um den sich städtische Infrastruktur (z. B. Kinocenter) gruppiert, von dem Verkehrswege ausgehen, der jedoch auch auf Einrichtungen zur Freizeitgestaltung (Cafés) und Einrichtungen für den täglichen Bedarf (Geschäftsfassaden) verweist. Das höher gelegene Plateau vor dem Bahnhof verbindet die ihm zugeordneten Funktionen und die es umgebenden Fassaden durch seine abgestufte Terrassierung und bringt die vorhandene vielfältige Architektur und den Bahnhof zur Geltung. Dieser Abschnitt zeichnet sich durch Zentralität und Dynamik aus. Hierbei handelt es sich zudem um die Quelle des Gestaltungsprojekts, auch im eigentlichen Wortsinne, da das in diesem oberen Teil der Straße gesammelte Regenwasser in Form eines Rinnsals die Straße entlangrinnt und ihr damit einen ganz besonderen Charakter verleiht. Die Einfahrt in die Stadt durch die S-Bahn wird durch einen immergrünen Baumbestand (Waldkiefern) zu beiden Seiten der Gleise betont. Die in diesem Bereich verwendeten Pflanzen spiegeln die Bergwelt: Heidekraut, Farn, Kiefern usw., die das ganze Jahr über grün bleiben und zu unterschiedlichen Zeiten blühen.
/ Mittlerer Abschnitt „am Hang“: In der Mitte der Anhöhe erfolgt die Gestaltung der Topographie durch eine Reihe von Terrassen, die von der Straße zurückversetzt liegen, als eine Art ruhigere Rückzugsorte. Sie sind zu beiden Seiten der Straße mit den an den Hängen verlaufenden Querwegen verbunden, die in die anderen Quartiere von Gauting führen. In diesem Abschnitt, der sich durch eine stärkere Bepflanzung und einen persönlicheren Charakter auszeichnet, entwickelt sich zudem der Handel in Form von um die Terrassen gruppierten Läden.
/ Unterer Abschnitt „am Fluss“: Hier geht es darum, einen Park einzurichten, der in direkter Beziehung zum Flüsschen Würm steht und mit einem Grünstreifen verbunden ist, der sich am Wasser entlangzieht, wobei auch der Fahrradweg dort entlanggeführt werden soll. Eine Fußgängerbrücke soll Zugang zu diesem Park gewähren, so dass die Anbindung an das Ortszentrum erhalten bleibt. In dem Park kann ein Biergarten eingerichtet werden. Zum Schutz vor dem von der Straße kommenden Verkehrslärm kann ein mit Hecken und immergrünen Bäumen bepflanzter Wall errichtet werden.





